Viele meiner Seminare entwarf ich als kleine Projekte. Manchmal entsprangen sie einem interessanten Buch, mitunter orientierten sie sich an den Erfordernissen des Lehrbetriebs. Vor allem in den Jahren 2011 bis 2015 verbrachte ich viele Wochen mit den Literaturrecherchen und Seminarkonzepten. Hier sei eine Übersicht der Veranstaltungen gegeben.

Universitäre Lehrveranstaltungen
Integrierte Proseminare BA (9 LP)
- Revolte und Revolution
(SS 2012) - Andere Perspektiven: Gewaltgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert
(SS 2015)
Seminar BA/MEd (3 LP)
- Ein Laboratorium der Moderne: Das Deutsche Kaiserreich (1871–1918)
(WS 2015/16)
Haupt- und Vertiefungsseminare BA (6/9/12 LP)
- Der Erste Weltkrieg und das Deutsche Reich
(WS 2011/12) - A Moveable Feast - Europa in den 1920er Jahren
(SS 2012)Seminarankündigung und Programm
Ernest Hemingway, auf dessen Erinnerungen der Seminartitel Bezug nimmt, erlebte das Europa der zu Ende gegangenen Kriege und Revolutionen, das Europa der 1920er Jahre in Paris: „[U]nd wir waren jung, und nichts war dort einfach, nicht einmal die Armut, nicht einmal unverhofftes Geld oder das Mondlicht oder Recht und Unrecht oder das Atmen eines Menschen, der neben Dir im Mondlicht lag.“
Der Schriftsteller vermochte es nicht, wie er selbst schreibt, dieses Paris in ein einzelnes Buch zu packen, gleichwohl kann der Leser darin dem Menschen Hemingway und seiner Umwelt kunstvoll verdichtet begegnen. Damit liefert das Fragment den Ausgangspunkt des Seminars, das anstrebt, mit dem Zeitlupenblick des Flaneurs im Sinne Clifford Geertz' die Tragödien und Komödien menschlichen Handelns im Europa der 1920er Jahre zu beobachten und zu deuten, zu verstehen und zu erklären, „sie über die Schultern derjenigen, für die sie eigentlich gedacht sind, zu lesen.“
Strukturiert durch die vier historischen Arbeitsfelder Migration, Gewalt, Utopie und Biografie, sollen im Rahmen des Seminars sowohl historische Darstellungen und zeitgenössische literarische Schriften als auch wissenschaftstheoretische Texte besprochen werden.
- Der Mensch und die Wissenschaften um 1900
(WS 2012/13) - Die Präsenz der Dinge: Ein Jahrhundert zwischen Zeitungspapier und Lavalampe
(SS 2013)Seminarankündigung
Beginnend mit dem Rascheln des formatsperrigen Zeitungspapiers und endend mit dem fluiden Verschmelzen von bunten emporstrebenden und entgleitenden Lavablasen möchte das Seminar die historischen Facetten der Dinge beleuchten. Denn nicht zuletzt die in der europäischen Kultur immense Bedeutung materieller Gegenstände wirft Fragen nach ihrer Historizität auf. Orts- und zeitabhängig formieren sich die Dinge zunächst im alltäglichen Gebrauch, konstituieren sich sodann in symbolischen Zuschreibungen, individuellen wie kollektiven Wahrnehmungen und Aneignungen, in ihrem sozialen und politischen Charakter und gewinnen schließlich Kontur in ihrer historischen Akteurhaftigkeit. Diese Elemente einer Geschichte der Dinge werden anhand ausgewählter Fallstudien erkundet, die die Möglichkeiten methodischer Annäherung und wissenschaftlicher Perspektiven sowie historiographischer Narrationen aufdecken sollen.
Literaturempfehlungen: Jean Baudrillard, Das System der Dinge. Über unser Verhältnis zu den alltäglichen Gegenständen, Frankfurt a.M. 2001; Hartmut Böhme, Fetischismus und Kultur. Eine andere Theorie der Moderne, Reinbek 2006; Karl H. Hörning, Experten des Alltags. Die Wiederentdeckung des praktischen Wissens, Weilerswist 2001; Karl-Heinz Kohl, Die Macht der Dinge. Geschichte und Theorie sakraler Objekte, München 2003; Neil MacGregor, Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten, München 2011; Daniel Miller, Der Trost der Dinge. Fünfzehn Porträts aus dem London von heute, Berlin 2010; Wolfgang Ruppert (Hg.), Fahrrad, Auto, Fernsehschrank. Zur Kulturgeschichte der Alltagsdinge, Frankfurt a.M. 1993.
- Making of: Die Arbeiterklasse
(WS 2013/14)Seminarankündigung
Das Seminar bietet eine Einführung in vielfältige historische Aspekte der Arbeiterklasse. Orientiert an dem von Edward P. Thompson entwickelten Klassenbegriff, der Klasse nicht „als eine Struktur oder gar als eine Kategorie, sondern als etwas, das sich unter Menschen, in ihren Beziehungen, abspielt“, darstellt, ist das Seminar in drei Bestandteile gegliedert: (1) Konzepte und Theorien, (2) Quellenarbeit und (3) Schwerpunktvertiefung. Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar ist die Textkenntnis des Manifests der Kommunistischen Partei von Karl Marx und Friedrich Engels, London 1848, u.a. zu finden in: MEW, Bd. 4, S. 459-493, in der ersten Sitzung.
- 1914–1918. Bio-Grafien des Krieges
(SS 2014)Seminarankündigung
Das Genre der Biografie genießt hohe Popularität. Gleichwohl werden die normativen Annahmen und die historiographischen Voraussetzungen, das Lesen und das Schreiben biografischer Texte selten reflektiert. Im Seminar wollen wir diese Topoi zunächst problematisieren. Anschließend sollen im Rahmen der Jahre 1914 bis 1918 methodische und narrative Strategien biografischer Forschungstexte wie Selbstentwürfe diskutiert werden. Von den Teilnehmer*innen wird ein breites Grundwissen über den Ersten Weltkrieg vorausgesetzt. Daher ist die Lektüre von Oliver Janz, 14. Der große Krieg, Frankfurt a.M. 2013, bis zur ersten Sitzung verpflichtend.
- Bewahren und Vernichten. Archive im 20. Jahrhundert
(SS 2017)Seminarankündigung
Viele Geschichten, die wir schreiben, basieren auf unserer Arbeit in Archiven. In diesem Seminar wollen wir diese Institution in den Mittelpunkt stellen. Als komplexe Ökosysteme verbergen Archive ihre eigene Historizität. Politische Systeme, kulturelle Vorstellungen über den Wert des Erinnerns, bürokratische Ökonomien und zeitgenössische Ereignisse beeinflussen ihre Stellung in Gesellschaften wie ihre Funktionen für Staaten und begrenzen die Möglichkeiten ihrer Überlieferungen. Viele Geschichten, die wir schreiben, werden von Archiven ermöglicht und beschränkt zugleich. Lassen Sie uns einer Praxeologie der Archive nachspüren.
Literaturempfehlung: Arlette Farge, Der Geschmack des Archivs, übers. aus dem Franz. von Jörn Etzold in Zusammenarbeit mit Alf Lüdtke, Göttingen 2011 und Dietmar Schenk, Kleine Theorie des Archivs, Stuttgart 2008.
- Schreiben und Lesen nach Hitler – Journalistische und literarische
Kontinuitäten, Brüche und Neuanfänge im Spannungsfeld des Kalten Krieges
(WS 2017/18) - Atemlose Zeiten – Aufbrüche, Krisen und Umwälzungen in Europa um 1900
(SS 2018) - Und wir können alles kaufen – Konsum und Verzicht im 20. Jahrhundert
(WS 2018/19) - Bühnenwelten - Theater im 19. und 20. Jahrhundert
(SS 2023)Seminarankündigung
Wir blicken auf eine Pandemie zurück, in der viele Kulturschaffende und Künstler versuchten, die Rolle der Opern-, Konzert- und Schauspielhäuser für unsere Gesellschaft auszuloten. Sie seien systemrelevant betonte der Journalist Vladimir Balzer, indes Stephan Märki, der Intendant des Staatstheaters Cottbus, ihnen eine Lebensrelevanz beimaß. „Sie sind Orte der Heilung einer verletzten Gesellschaft“, schrieb gar Alexander Skipis, der ehemalige Geschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Und dennoch: Während das Virus sich allmählich von uns abwendet, wird weithin ein Publikumsrückgang an den Theatern beklagt und von einer andauernden Krise der Kulturinstitutionen gesprochen.
Ich lade Sie herzlich ein, mit mir zu erkunden, wie sich in der Geschichte des Theaters (und der Oper) historische Wirklichkeiten widerspiegeln, wie einerseits Zeitgenossen die Theaterwelt wahrnahmen und interpretierten, und wie andererseits die Welt auf den Bühnen gedeutet wurde, wie die Bretter, die die Welt bedeuten selbst in den Sog der vergangenen Gegenwart gezogen wurden, mithin ihn selbst nährten, aber nicht selten sich ihm entzogen. Wie wurde das Theater was es am Ende des 20. Jahrhunderts war? Und was war es eigentlich, für wen, zu welcher Zeit, an welchen Orten? Neben einführenden Seminarsitzungen sollten sie keinen chronologischen Gang durch die Geschichte des Theaters erwarten. Das Seminar ist für alle lesehungrigen Studierenden geeignet, die sich mit Interesse und Verve in ein historisches Forschungsfeld stürzen wollen, egal ob Sie Enthusiasten des Theaters und der Oper sind oder beide für überkommene Formen eines vergangenen bürgerlichen Zeitalters halten.
Als überaus erwünschte Vorbereitung auf das Seminar gilt der Besuch der großartigen Oper „Die Belagerung vom Korinth“ am Theater Erfurt (Aufführungen: 12.3./26.3./14.4.). Nutzen Sie hierfür einfach Ihr Kultursemesterticket und organisieren Sie sich eine Karte am Besucherservice des Theaters oder an der Abendkasse! Für Rückfragen und Themenwünsche stehe ich Ihnen gern zur Verfügung. Wenn Sie sich vor dem Semesterstart anmelden, schicke ich Ihnen einen ersten Entwurf unseres Seminarprogramms zu.
Literaturempfehlungen: Jens Ilg u. Thomas Bitterlich (Hg.), Theatergeschichtsschreibung. Interviews mit Theaterhistorikern, Marburg 2006; Joachim Fiebach, Welt Theater Geschichte. Eine Kulturgeschichte des Theatralen, Berlin 2015; Günther Rühle, Theater in Deutschland 1887–1945, Frankfurt a.M. 2007.
- Die Zukunft in den 1970er Jahren
(WS 2024/25)
Exkursionen
- Militärhistorisches Museum der Bundeswehr, Dresden
Dauerausstellung - Literaturmuseum der Moderne, Marbach a.N.
Wechselausstellung: 1912. Ein Jahr im Archiv - Goethe-Haus und Nationalmuseum, Weimar
Ausstellung »Lebensfluten – Tatensturm« - Literaturmuseum der Moderne, Marbach a.N.
Wechselausstellung: Zettelkästen. Maschinen der Phantasie - Sächsisches Industriemuseum, Chemnitz
Sonderausstellung: Durch Nacht zum Licht? Geschichte der Arbeiterbewegung 1863–2013 - Literaturmuseum der Moderne, Marbach a.N.
Wechselausstellung: 1914. Literatur und Krieg


(Hochschul-)öffentliche Veranstaltungen
Im Rahmen des Tätigseins als Wissenschaftlicher (Projekt-)Mitarbeiter war ich in viele kleinere und größere, wissenschaftsvermittelnde Veranstaltungsformate mehr oder weniger eingespannt. Zwei Vortrags- und Diskussionsreihen der zurückliegenden Jahre liegen mir aber sehr am Herzen und seien hier aufgeführt.
Colloquium zur Zeitgeschichte des Christentums
Die ursprüngliche Idee des Colloquiums bestand in einem zweiteiligen Veranstaltungsformat. Während in einem Abendvortrag Forschungsprojekte und Thesen einem außeruniversitärem Publikum vorgestellt werden sollten, bekämen die Referenten am darauffolgenden Tag im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeitsrunde die Gelegenheit, methodisch-theoretische Perspektiven und Herausforderungen zu diskutieren. Die Referenten sollen hierbei ihre Themen von den zugrunde liegenden Quellen aus entwickeln.
Dezember 2018 | Abendveranstaltung
Christen in der DDR – Fotografien als Quelle
Im Mittelpunkt des Abends standen ausgewählte Arbeiten des Fotografen Harald Kirschner und ihre verschiedenartigen Deutungsmöglichkeiten.
Referenten: Elena Demke (Berlin), Thomas Schneider (Koblenz), Christiane Kuller (Erfurt) und Jörg Seiler (Erfurt)
Moderation: Ringo MüllerFebruar 2019 | Workshop
Christentum im geteilten DeutschlandTeilnehmer u.a.: Claudia Lepp (München), Christoph Kösters (Bonn), Veronika Albrecht-Birkner (Siegen), Klaus Große Kracht (Münster), Uta Karstein (Leipzig), Roland Lehmann (Jena)
Juli 2022 | Abendvortrag
Thomas Brechenmacher (Potsdam)
Im Sog der Säkularisierung – Die deutschen Kirchen in Politik und Gesellschaft (1945–1990)
(Die Veranstaltung fand ausgegliedert im Rahmen einer Kooperation der Oberseminare für Kirchengeschichte der Universitäten Bochum und Erfurt statt.)Februar 2023 | Abendvortrag
Katharina Zimmermann (Tübingen)
Geschlecht, Körper, Sexualität im DDR-Katholizismus der 1960er und frühen 70er JahreFebruar 2024 | Abendvortrag
Maria Neumann (Kassel)
Der Nächste ist ein Anderer. Christliche Gemeindepartnerschaften im geteilten Deutschland
Neue Forschungen zur Erfurter Stadtgeschichte zwischen Mittelalter und Neuzeit
Im Sommersemester 2023 organisierte ich zusammen mit Frank-Joachim Stewing ein Kolloquium zur Erfurter Stadtgeschichte. Zu den Referenten gehörten: Clemens Zimmermann (Saarbrücken), Rainer Müller (Erfurt), Frank-Joachim Stewing (Erfurt), Cornelia Nowak (Erfurt) und Heiner Stahl (Siegen).