Ich interessiere mich dafür wie Menschen vergangener Zeiten ihr Leben und ihr Handeln in Beziehung setzten, wie sie ihr Tätigsein und ihre Umwelten deuteten, wie sie soziale, kulturelle und politische Gruppen hervorbrachten, wie sie Akteur-Netzwerke erschufen und ihre Wirklichkeit in Geltung setzten.
Zurzeit bearbeite ich zwei Manuskripte: eine Darstellung über Bildungs(un)gleichheiten in Ostdeutschland in den 1970er Jahren und eine Geschichte über die Erschießung eines Kriegsgefangenen im Ersten Weltkrieg.
Verflochtene Ungleichheiten. Bildung und Religion in der deutschen sozialistischen Gesellschaft der 1970er Jahre
Die Gesellschaft der Deutschen Demokratischen Republik war durch politische und soziale, kulturelle und religiöse, geschlechtlicher und generationeller Unterschiede geprägt. In den Schulen sollten sie zum Verschwinden gebracht werden. Aber zugleich verfestigten sich in ihnen alte und begründeten sich neue Ungleichheiten zwischen Kindern und Jugendlichen. Entlang vielfältiger Quellen spüre ich den Bildungserwartungen einer modernen Gesellschaft nach, berichte ich davon, wie Menschen Ansprüche formulierten und Brüche in einer Bildungslandschaft deuteten.
Christliche Jugendliche im Labyrinth der Ungleichheiten. Wege durch die sozialistische Bildungslandschaft der 1970er Jahre
In: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte, 75/2023, S. 445–484 (ISBN: 978-3-402-18624-4)
Die Erschießung des Kriegsgefangenen Grigorij Afanasenko im Ersten Weltkrieg
Als ich im Sächsischen Hauptstaatsarchiv in einer der unzähligen Akten zum Ersten Weltkrieg blätterte, stieß ich auf die Aufzeichnungen eines Kreishauptmannes. Er berichtete von der Erschießung eines Kriegsgefangenen im Sommer 1916 in seinem Verantwortungsbereich. Die allzu nüchterne, abgeklärte Schilderung ließ mich nicht mehr los. Sie ist der Ausgangspunkt eines Buchmanuskriptes über die verhängnisvollen Ereignisse in der sächsischen Provinz, ihre Nachwirkungen und die historiographischen Deutungsmöglichkeiten, die durch dieses eröffnet werden.
„Feindliche Ausländer“ im Deutschen Reich während des Ersten Weltkrieges
Was geschah mit jenen Ausländern in Deutschland, die sich nach dem Beginn des Großen Krieges innerhalb seiner Grenzen aufhielten, aber die Staatsbürgerschaft eines gegnerischen Staates besaßen? Wie wurden sie wahrgenommen? Wie wurde über sie geredet, und welcher Umgang verfestigte sich in den Kriegsjahren mit ihnen? Welche Erfahrungen sammelten sie?
Ihre Spuren als „feindlicher Ausländer“ verfolgte ich durch viele Archive und Bibliotheken. Daraus entstand eine facettenreiche Geschichte über gebrochene Wahrnehmungen, prekäre Praktiken und scheinbar beständige Gewissheiten in Zeiten des Ausnahmezustandes.
Im Herbst 2021 erschien das daraus entstandene Buch „Feindliche Ausländer“ im Deutschen Reich während des Ersten Weltkrieges bei Vandenhoeck & Ruprecht und ist seitdem im Buchhandel erhältlich: zum Beispiel bei Hugendubel oder bei Peterknecht in Erfurt.
Seminare und (hochschul-)öffentliche Veranstaltungen
Meine Seminare lagen mir immer sehr am Herzen und mancheinmal steckte ich etwas zu viel Zeit in sie hinein. Aber ich hoffe, meine Studierenden haben genauso viel gelernt wie ich. Die Themen reichten von der Wissenschafts- bis zur Theatergeschichte im 19. und 20. Jahrhundert.
Daneben half ich in den vergangenen Jahren, (hochschul-)öffentliche Kolloquien und Veranstaltungen zu organisieren und durchzuführen. Hierbei standen für mich das gemeinsame Nachdenken und Verstehen der Vergangenheit im Mittelpunkt.